CHRONIK DER ZUKUNFT
INFINITE CORPORATION
nach dem gleichnamigen Buch von Swetlana Alexijewitsch
In Kooperation mit dem Theater Tuchlaube Aarau.
Im Theater Tuchlaube.
26. April 1986: In Tschernobyl explodiert der Reaktor eines Kernkraftwerks, der atomare Super-GAU ereignet sich. 26. April 1986: Schauspielerin Yanna Rüger kommt zur Welt, fast 2000 Kilometer weiter westlich. 32 Jahre später feiert sie auf der Bühne einsam Geburtstag: ganz allein mit ihrem Schokogugelhopf und Champagner. „Tschernobyl“ und die damals grassierende Angst vor dem Weltuntergang waren prägend für Rügers Generation, und deshalb ist der Jahrestag für sie von besonderer Bedeutung. Die Verstrickung von Weltgeschichte und persönlichem Erleben ist der Ausgangspunkt für die Inszenierung „Chronik der Zukunft“, die am 13., 15. und 16. März 2019 im Theater Tuchlaube gezeigt wird.
In sieben Kapiteln lässt Yanna Rüger Menschen zu Wort kommen, deren Leben vom GAU in Tschernobyl beeinträchtigt wurde und die die Sperrzone verlassen mussten. Basis dafür ist das gleichnamige Buch von Swetlana Alexijewitsch: „Chronik der Zukunft“. Die Literaturnobelpreisträgerin hat Hunderte von Interviews geführt, um herauszufinden, wie die Katastrophe die Menschen beeinflusst hat, die die Katastrophe aus nächster Nähe erlebt haben. Sieben Gespräche daraus haben Rüger und ihr Regisseur Tom Schneider ausgewählt: Da ist die Rentnerin mit ihren alles überlagernden Kriegserlebnissen, einem «Gottesknecht» scheint die Leere um die «Zone» gerade recht zu kommen, ein Liquidator erzählt von den Aufräumarbeiten, und Jäger erzählen davon, wie sie die zurückgelassenen Haustiere erschossen. Im Zentrum steht die tragische Situation von Menschen, die einem Regime ausgeliefert sind, dass sie belügt und das wahre Ausmass der Kernschmelze allenfalls in kleinen Dosen verabreicht.
Die leibhaftige Yanna Rüger wird unterstützt von einem Puppen-Double, von Marius Kob geschaffen und geführt. Die Figur legt eine eigene Spur, erst ganz direkt, bald aber per Live-Video. Der Film bebildert die Erzählung aber nicht, sondern erzählt eine eigene Geschichte. Wo die Texte Rückblicke bilden, beginnt das Video mit Archäologie und Stonehenge, lässt die Dinosaurier die chaotische Stadt zurückerobern und schickt eine Art Arche ins All, bevor alles unter einer Plastikplane verschwindet. Thomas Jeker und sein elektronisch verfremdetes und gelooptes Banjo schaffen dazu eine melancholische, bisweilen raunende Tonspur, die zur unaufgeregten Erzählweise passt.
Mit Yanna Rüger, Marius Kob und Thomas Jeker.
Künstlerische Leitung: Yanna Rüger.
Regie: Tom Schneider.
Bühne/Kostüme: Prisca Baumann.
Musik: Thomas Jeker.
Puppenbau: Marius Kob.
Video: Heta Multanen.
Livekamera: Benjamin Burger.
Produktionsleitung: Oliver Lau.
Technik: Robert Meyer, Michael Studer.
Gefördert durch: Stadt Zürich Kultur, Ernst-Göhner-Stiftung, Fondation Nestlé pour l`art, Else v. Sick Stiftung, Schweizerische Interpretenstiftung Koproduktion: Fabriktheater Rote Fabrik